06.03.2016
Pressebericht: IVZ Aktuell vom 04.03.2016
Kreis Steinfurt: Mehr Fahrzeuge, neue Wache -
Rettungsdienst wird erneut aufgestockt
Der Kreis Steinfurt reagiert auf die demografische Entwicklung und den Wegfall des Emsdettener Krankenhauses mit einer erneuten Aufstockung des Rettungsdienstes. Details sind aber noch nicht entschieden.
Kreis Steinfurt. Offiziell vorgestellt wird das neue Gutachten zum Rettungsdienst zwar erst in der Sitzung am 15. Juni, aber Kreisdirektor Dr. Martin Sommer verriet das Wesentliche schon vor dem Gesundheitsausschuss am Mittwochabend: „Ich gehe davon aus, dass wir die Zahl der Rettungsfahrzeuge aufstocken und dass wir wohl auch eine neue Rettungswache bauen müssen."
Von 2010 bis heute habe sich die Zahl der Notarzt-Einsätze im Kreisgebiet um 30 Prozent erhöht, sagte Sommer – Tendenz steigend. Alleine im Jahr 2015 habe es rund 60 000 Rettungsdienst-Einsätze im Kreis gegeben. Diese Zunahme liege sicher an der demografischen Entwicklung – mehr ältere Menschen führten zu mehr medizinischen Notfällen. Es sei aber auch das „Anspruchsdenken der Leute" gestiegen, sagte Sommer; nicht selten werde der Rettungsdienst als Ersatz für einen Kranken-Transport missbraucht. Auch Benachrichtigungen wegen Bagatellen nähmen zu. Es komme sogar vor, dass der Rettungsdienst nur deshalb gerufen werde, weil man hoffe, so in einer Krankenhaus-Ambulanz schneller behandelt zu werden.
Insgesamt sei aber der Rettungsdienst im Kreis Steinfurt noch „relativ gut aufgestellt", vor allem im landesweiten Vergleich, meinte Sommer.
Der Kreisdirektor ging auch auf eine Anregung der UWG-Fraktion ein, man möge prüfen, ob das Modell der „mobilen Retter" aus dem Kreis Gütersloh auch für den Kreis Steinfurt taugen könne. Im Kreis Gütersloh werden Freiwillige – bevorzugt Menschen mit medizinischer Vorbildung – mittels einer Smartphone-App über Notfälle informiert. Die „mobilen Retter" können dann entscheiden, ob sie einen Einsatz annehmen können oder nicht. Die „mobilen Reetter", so Sommer, ersetzten nicht den Rettungsdienst, könnten aber helfen, das „therapiefreie Intervall" bis zum Entreffen des Notarztes oder der Rettungssanitäter zu verkürzen.
„Wir halten das System nicht für schlecht, haben uns aber für einen anderen Weg entschieden," führte Sommer aus. Seit dem vergangenen Jahr gebe es die „Telefon-Reanimation für Laien". Die Leitstelle in Rheine erkläre einem Anrufer, wie er sich bis zum Eintreffen der Profiretter verhalten soll und wie er beispielsweise eine Herz-Massage oder Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen kann.
Parallel dazu werde man im Kreis Steinfurt das System der „Sanitäter vor Ort" weiter ausbauen. Diese Personen, meist im DRK oder der Feuerwehr (dann heißen sie „first responder") engagiert, verfügten über eine standardisierte Ausrüstung einschließlich Defibrillator und würden zeitgleich mit dem Notarzt informiert. Vor allem im ländlichen Bereich, fernab einer Rettungswache, könnten diese Helfer 4 bis 5 Minuten schneller vor Ort sein als der Rettungsdienst – eine Zeitspanne, die lebensrettend sein könne. In Altenberge dürften die „Sanitäter vor Ort"" sogar im Rahmen eines Pilotprojekts im Einsatz Sonderrechte wie Baulicht und Martinshorn in Anspruch nehmen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr in 1257 Fällen „Sanitäter vor Ort" zum Einsatz gekommen.
IVZ aktuell 04.03.2016
Autor: Achim Giersberg
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