16.03.2016
IVZ Aktuell vom 16.03.2016 - Dreierwalde: Notunterkunft erlebt ruhigen Start
Nur 58 Gäste zählt aktuell die soeben fertiggestellte Notunterkunft auf dem ehemaligen Flugplatz Dreierwalde – ausgelegt ist die Landeseinrichtung für bis zu 700 Bewohner. Die DRK-Betreuungsdienste gehen davon aus, dass mit dem Frühjahr weitere Gäste zugewiesen werden.
HÖRSTEL. Bis zu 700 Gäste wären möglich. Doch davon ist die aktuelle Gästezahl weit entfernt: Vergangene Woche haben 68 Bewohner die neue Notunterkunft auf dem ehemaligen Flugplatz Dreierwalde bezogen.
Seither ist niemand dazugekommen. Im Gegenteil. Zehn Bewohner haben die Einrichtung wieder verlassen und sind nach Selm in eine Übergangsstation umgezogen. Über den Grund des Umzugs informierte gestern die Sprecherin der DRK-Betreuungsdienste Westfalen-Lippe, Ina Ludwig, anlässlich einer gemeinsamen Begehung der Notunterkunft: „Eine kleine Gruppe war sehr unruhig.“ Es habe Meinungsverschiedenheiten gegeben über die zulässige Lautstärke, zum Beispiel beim Telefonieren zur Nachtzeit. Nach dem Umzug dieser zehn Menschen sei wieder Ruhe eingekehrt. Gewisse ethnische Konstellationen können ungünstig sein. Ein Austausch der Bewohner sei unter diesen Umständen üblich. Stefan Hahn, der die Notunterkunft noch bis Ende März kommissarisch leiten wird, formuliert es so: „Es kommt vor, dass es Leute gibt, die den Frieden stören wollen.“
Von Unruhe war gestern Morgen nichts zu spüren. Keine Motorengeräusche, keine Musik – Stille liegt über dem kleinen Dorf am Rande der Landbahn. Hin und wieder sieht man Menschen einzeln oder mit einem Kind gemächlich über die inzwischen gepflasterten Plätze laufen. Die Zeit scheint still zu stehen, und wahrscheinlich tut den Bewohnern genau das gut, nachdem sie lange beschwerliche Wege zurückgelegt haben. Was sie hinter sich haben, woher sie kommen, ist nicht zu erfahren. Die Bezirksregierung Münster hat als Auftraggeber dem DRK-Betreuungsdienst Anweisung gegeben, den Medien gegenüber keine Auskünfte über personenbezogene Daten zu geben. Ein persönliches Gespräch mit den Bewohnern gilt als unerwünscht, auch wenn diese selber ihr Einverständnis geben. Es wird befürchtet, dass die Asylbewerber bzw. deren Familien durch Auskünfte in ihren Heimatländern Nachteile erleiden könnten.
Ina Ludwig und Stefan Hahn zeigen im Registrierungszelt, wo die Neuankömmlinge in Empfang genommen werden. Dort erfolgt die Erstregistrierung. Für die Ausweiskarte, die jeder Gast erhält, werden Fotos gemacht. Auf Handbändchen, wie andernorts eingesetzt, möchte das DRK verzichten. Im angrenzenden Lager warten Begrüßungspakte auf ihre Empfänger. Sie enthalten unter anderem frische Bettwäsche, ein Hygienepaket und eine Flasche Wasser, die bei Rückgabe gegen eine neue Flasche ausgetauscht werden kann.
Auch wenn es aktuell wenig zu tun gibt, so ist das Personal doch auf alles gefasst. Die DRK-Betreuungsdienste warten auf tagesaktuelle Zuweisung, so Ina Ludwig: „Im Moment ist es wenig. Aber wir rechnen mit Zunahmen.“ Mit dem einsetzenden Frühling, so die Prognose von Experten, werden sich wieder mehr Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten aufmachen. Das Betreuungsteam wurde in Dreierwalde ganz neu zusammengesetzt, berichtet Stefan Hahn. Die bislang geringe Belegung erleichtere die Einarbeitung erheblich.
Die große Küchen- und Kantinenhalle war gestern bei unserem Besuch quasi menschenleer. Ein Caterer aus Moers ist mit der Belieferung von Mahlzeiten beauftragt. In der Spielhalle steht für die Kleinsten Spielzeug bereit, ein Kickertisch wartet auf Spieler. Zwei Kinder sind vertieft im Spiel. Sehr ruhig geht es auch in einem der bereits belegten Schlafhallen zu, wo sich die Bewohner dem ersten Eindruck nach ruhig und respektvoll begegnen.
Zwei, drei Kinder haben derzeit die ganze Spielhalle für sich allein. Die DRK-Betreuungsdienste rechnen damit, dass sich das schon bald ändern könnte.
IVZ Aktuell 16.03.2016
Autor: Stephan Beermann
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